Wie ich als Neuling erfahren habe, dass der Ruderverein Alemannia ein großes, vereinsinternes Rennen im Oktober veranstaltet, habe ich mich als rennerfahrener Radler natürlich sofort angemeldet.
Das erste Training war etwas schräg. Wer sind eigentlich meine Bootskollegen? Wie schauen die aus? Den Steuermann Rudi Müller kannte ich bereits. Clemens Wallner sprang an Position zwei für Alexandra Stadlbauer ein, Christian Huber und Vera Holletschek lernte ich vor Ort kennen. Vera saß am Schlag und Christian und ich, die zwei 2019er Newcomer in der Mitte. Rudi musste das Steuer mehrmals beim Start im Hafen einstellen. Die Fahrt war eigentlich ganz witzig und wirklich gut, dass Clemens dabei war. Das Domar Boot kippte sehr stark, meistens nach rechts, manchmal aber auch nach links, je nach Belieben. Immer wieder kamen wir sehr nah ans Ufer ran und Rudi beschwerte sich abermals über die schlechte Steuereinstellung und wir waren noch nicht mal vor Kritzendorf. Ein Wasserski-Motorboot, das stromaufwärts fuhr, machte eine scharfe Kurve stromabwärts und in dieser Kurve bildete sich eine riesige Welle, die stromabwärts auf uns zuraste und uns fünf sowie das Boot voll erwischte. Also waren wir alle nass und außerdem: Schwamm war keiner dabei, also stand das Wasser zumindest 5cm im Boot (naja, ganz so viel war es nicht).
Wir konnten Rudi nach mehrmaligem Bitten dann schließlich überreden, nach Kritzendorf rüber zu rudern und dort das Boot umzudrehen, dann konnte er auch sein Steuer korrekt einstellen. Beim Boot umdrehen mussten natürlich die Ruder raus wobei Vera leider ihre Dollenschlossmutter verlor. Oh nein!! Aber jetzt kommts: Clemens war dabei und unglaublich, der hatte ein Gaffaband dabei, womit man das Schloss wieder zum Funktionieren bringen konnte. Rudi hat noch das Steuer gewissenhaft eingestellt und wir fanden das Ganze eigentlich sehr witzig und haben viel gelacht. Munter kippend sind wir langsam mit nassen Füssen aber ohne Wasser im Boot die Donau raufgerudert.
Mir war dann klar, dass man 5 Personen nicht mit dem Versenden tausender E-Mails zusammenbringen kann und habe eine „Domar 5er“ WhatsApp Gruppe gegründet. Nach einigen Trainings und verschiedenen Bootsplatzbesetzungen haben wir einen Tag im Hafen trainiert, ich war zum ersten Mal bei einem 5er Boot am Schlag! Regina hat uns und anderen vom Boot aus Tipps gegeben, wir haben uns vermutlich etwas verbessert. Von einer Person aus unserem Domar Boot habe ich nachher gehört, dass Regina mir ein Kompliment gegeben hat, dass ich am Schlag gut war, stimmt eigentlich. Mir ist schon mehrmals aufgefallen, dass Komplimente bei den Lehrern sehr, sehr, also eigentlich außergewöhnlich selten bis fast nie bei Neulingen vorkommen. Rudi meinte noch, er braucht einen guten Ruderer am Schlag, weil dieser ihm am Steuer mit Steuerbord- und Backbord-Auf gut helfen kann, dann habe ich verstanden, wie man mitsteuern kann, in der Mitte geht dies weniger gut.
Dann kam plötzlich der Steuermannwechsel zu Werner Holletschek. Vera war am Schlag und wir arbeiteten uns schrittweise an die Technik heran, die Kippneigung des Bootes zu vermeiden und die richtige Schlagzahl dank Ruderzähleruhr aufzuweisen.
Als beste Sitzplätze erwiesen sich: Vera am Schlag, ich an vierter Position, Alexandra in der Mitte, Christian an Position zwei und Werner am Steuer. Christian und ich als große kräftige Männer brauchten Vera und Alexandra als Ruhepol, meinte Werner und das erwies sich als richtig.
Das letzte Training ging sehr spät in die Abendstunden in die windige Donau hinaus, ich hatte eine Regenjacke an, was sich als gut erwies, bei beginnendem Regen sind wir nach 3,5 km wieder zurück gefahren. Ich hatte ein gutes Gefühl, weil das Boot deutlich besser als am Anfang lief und freute mich schon sehr auf das Rennen.
Renntag: Alles wird anders.
Wir sollten schon um 8:45 am Hafen sein, da wir mit dem Team Grün das Domar Boot als erste um 10:00 starteten. Doch dann fuhren wir doch mit einem C-Boot aus rennstrategischen Gründen, dem Hariomar und Isabella Kremnitzer war unsere Steuerfrau anstatt Werner. Alle waren wir etwas nervös, Christian hatte schon zittrige Hände, vermutlich wegen der Kälte am Morgen. Ich habe mich immer wieder gefragt, was oder wieviel ich anziehen soll. Lange Hose, kurzes Unterleiberl, langärmeliges Laufleiberl, Alemannia T-Shirt, Regenjacke bis zum Start. Es war nebelig und kalt, der Nebel sollte sich jedoch auflösen zu einem warmen, halbwegs sonnigen Tag. Wir ruderten nach Kritzendorf rüber und warteten in Ufernähe. Werner war wie ursprünglich vorgesehen mit Chiara Halama und Mathias Nowak im Boot. Die Männer dieses Boots haben vor dem Start noch ein paar Gramm Gewicht eingespart, vielleicht waren sie deshalb so unglaublich schnell und überholten zwei andere Boote.
Ich habe mich schon darauf eingestellt, von zumindest einem Boot überholt zu werden.
Den Start in greifbarer Nähe zogen wir uns alle die warmen Sachen aus und ich verzichtete doch noch auf die dritte Lage Alemannia T-Shirt, was sich als gut erwies.
Dann kam der Countdown, und der Start, den wir mit Isabella noch schnell geübt haben mit halber Rollschiene, dreiviertel und voller Rollschiene. Vera hielt eine Schlagzahl von 25 ein die sich mittlerweile eher wie 21 anfühlte. Ich habe versucht, mich mit voller Kraft in das Stemmbrett zu pressen und schaute immer auf den Sitz von Vera und hörte auf das Geräusch der Dollenschlösser, sehr meditativ! Isabella brachte auch immer wieder gute Korrekturen ein. Zum ersten Mal war rudern wirklich anstrengend, sehr schön eigentlich, wie das Radeln auf einen Pass. Komisch, das weiße Vierer Team hinter uns geht immer weiter weg und plötzlich überholten wir das grüne Domar Team, das wir mit dem Hariomar Boot gewechselt haben! Sind wir schnell?
Das C-Boot, warum war der Wechsel auf dieses Boot eigentlich nicht schlecht und warum war es gut, dass keine Einser gefahren sind? Bei unserem Rennen sind vier große Lastschiffe (schwarze, wie ich erfahren habe) und ein großes Personenschiff (also ein weißes) gefahren, die einen enormen Wellengang verursacht haben. Wir konnten trotzdem ohne viel Beeinträchtigung unsere hohe Schlagzahl weitgehend einhalten.
Gegen Ende verlor ich ein bisschen die Orientierung und wusste nicht, wie lange ich noch Vollgas rudern konnte, ich fragte Vera wie lange es noch sei, aber war mir nicht sicher, ob es ein Kilometer oder zwei Kilometer waren. Am Ziel sind wir bei der Stiege ohne Signal (Ende, Ahoi, Pfeife, Tröte, Megafon?) vorbeigefahren und waren uns nicht sicher, ob wir bis zur Staumauer noch fahren müssen. Gefühlsmäßig waren wir nicht langsam, was sich später herausgestellt hat, dass wir die drittschnellste Zeit sogar hatten. Unser Team Grün gewann auch, aber das war zweitrangig. Mir hat das kräftige, schnelle Rudern einen riesen Spaß gemacht, eine Menge Boote der Alemannia war auch zu sehen, ein toller Moment als Ruderer, wo man normaler Weise von Alemannia in der Donau nur wenige auf einem Fleck sieht.
Nach einer verdienten kalten Dusche für das Boot und einer warmen Dusche für uns gab es die Siegerehrung und das unglaublich gute Essen. Vegane Kürbissuppe, Krautfleckerl, Salat, Brot und für die Fleischigen auch noch Stelzen, alles in einer riesigen Menge und alles wirklich gut. Zum Drüberstreuen noch ein paar Kuchen in bester Zuckerbäckerqualität.
Danke für diesen tollen Tag an die Alemannia!
Emmanuel Kloss