Blut, Schweiß und Wellen; ein subjektiver Regattabericht vom 23. April 2022
/ 2er Langstrecken im April haben so ihre eigenen Gesetze. Man hat so wenig andere im Boot, auf die man sich ausreden kann, so knapp nach dem Winter noch nicht wirklich viele Langstreckenkilometer in Beinen, Po und Händen, was zu besagten Blutspuren auf fast allen Hanteln führte, und eine:r muss sagen, wo es lang geht.
In unserem Doppelzweier (Werner S und Isabella) fiel mir diese wunderbare Aufgabe der Navigierung zu, sprich der Platz im Bug. Allerdings kamen Werner spätestens bei der Streckenbesichtigung ernsthafte Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser strategischen Entscheidung, konnte ich doch nicht einmal in aller Ruhe von Land aus das Ziel erkennen. Laut Anleitung vom Ruderclub Mondsee sei das ganz einfach: „Immer auf die Basilika zu. Die kann man nicht übersehen.“ Man vielleicht nicht. Isabella schon.
Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt, dass es den anderen Doppelpaarungen (Birgit und Gerald, Andrea und Claudia) nicht viel anders ging. So standen wir ziemlich verzweifelt am sog. Gugelhupf und blickten ins – Nichts. Die Besichtigungstour gestaltete sich somit zum gar lustigen Suchspiel. Mit vereinten Kräften haben wir uns dann – obwohl eigentlich Gegner – in vorbildlicher alemannischer Teamarbeit auf eine Richtung festgelegt. Jetzt galt es nur noch, diese auch im Rennen finden!
Gleich vorweg: Wir alle haben sie gefunden, und zwar bravourös! Der Haken links im Bild ist durchaus gewollt, gilt es dort doch die erste Boje zu umfahren. Selbst die Buchten, die teils klanghafte Namen wie „Liebesbucht“ haben, wurden von UNS galant umschifft. Jedoch wurde kolportiert, dass das eine oder andere heimische Boot in eben derer gestrandet ist. Aber das ist eine andere Geschichte. Wie heißt es so schön: Was am Mondsee geschieht, bleibt am Mondsee.
Wir jedenfalls sind fast auf Ideallinie wieder im Ziel gelandet Wie das gelungen ist, bleibt unser Geheimnis. Ihr wißt schon: Was am Mondsee…
Nur ein kurzer Einblick in unseren im Renntempo gekeuchten Dialog sei Euch gewährt: „siehst was?“ – „gar nix“ – “ sind wir richtig?“ – „weiß nicht“
Nun zu den Wellen. Für Ruderer ein fast ebenso unerschöpfliches Thema für Gesprächsstoff wie das Wetter für alle Briten. Schon am Vorabend waren sich alle nach mehreren Stunden Beratung einig: „Wenn morgen auch solche Wellen sind, kann man nicht fahren.“ Nun, „morgen“ waren noch viel stärke Wellen, wir sind gefahren.
Nachdem mir bereits nach einigen Kilometern die gefühlte zwanzigste eiskalte Welle über Kreuz und Schulter schwappte, ich mich bereits in leicht genervtem Zustand befand und Werner somit eine kontinuierlich leise vor sich hin keppelnde Frau im Nacken saß, tat er das einzige, was ihn sein Instinkt nach vielen Jahren Ehe anriet zu tun: Schweigen und dem Schicksal ergeben Schlag um Schlag weiterrudern. Nur ein einziges Mal, bei km 8 muss es gewesen sein, entfuhr selbst ihm ein zaghaftes „Ein bisserl grenzwertig ist es schon“.
Wie auch immer, wir landeten waschelnass mit einigen Litern Zusatzgewicht an Bord im Ziel.
(im zweiten Anlauf, beim ersten Versuch stoppten wir 5 Meter vor der Ziellinie, um uns begeistert zu umarmen. Blöd! Das Hupsignal hatte nicht uns, sondern dem Boot davor gegolten.)
So manch einer meinte, wir hätten im Vergleich zu anderen „eh wenig Wasser im Boot“. Nun gut, wie wir alle wissen: wenig ist kein exaktes mathematisches Maß. Und zugegebenermaßen sahen Andrea und Claudia auch aus, als hätten sie unterwegs ein Erfrischungsbad genommen. Der weitere Verlauf nahm fast biblische Ausmaße an. Denn es kamen Birgit und Gerald und entstiegen nicht nur trockenen Fußes, sondern insgesamt staubtrocken dem Boot, hoben dieses heraus und – richtig! der geschätzte Leser höre und staune: Nicht ein Tropfen Wasser entwich demselben. Wie sich das zugetragen hat? Wir werden es nie erfahren, denn Ihr wißt ja bereits: Was am Mondsee…
Jedenfalls gab es im Anschluss eine überaus stimmige Siegerehrung bei bester Laune, Gegrilltem und einem herausragenden Kuchenbuffet. Wie Birgit bereits in der what´s app Gruppe erwähnte: Sieger ist jeder, der die 20 km bewältigt. Detailverliebte mögen sich am offiziellen Ergebnis erfreuen: https://rcmo.at/wp-content/uploads/2022/03/Ergebnisliste-Zweier-Langstrecke-Mondsee-2022-V1.3.pdf
Schön war’s, gerne wieder.
Impressionen vom Mondsee Team
Isabella + Werner (Adalo), Birgit + Gerald (Ebur), Andrea + Claudia (Jetto), Wolfgang (Fotograf und ALE Assistant beim Ein- und Aussteigen, Gepäck aufbewahren…)
Ein Bericht von Isabella